Städtebauliche Überlegung
Der Neubau versteht sich als gemeinsamer Teil des Bestandes, stellt sich aber mit einer gänzlich anderen Architektur dar und wird alleine bestimmend für das Erscheinungsbild nach Außen. Durch das angehobene Niveau des Bauplatzes und der Aufständerung des Bürogeschoßes tritt das alte Gebäude nicht mehr in Erscheinung und die Offenheit und Flexibilität des Betriebes wird gegenüber der Stadt zum wesentlichen Element der Architektur. Ein Flugdach überspannt den Alt- und Neubau und tritt in einer zweiten Ebene – nur im obersten Teil direkt sichtbar – in Erscheinung. Der im Bebauungsplan geforderten Gebäudehöhe (Bauklasse III) wird entsprochen, ebenso wie der vorgegebenen Baufluchtlinie an der Straßenfront (indem die Möglichkeit dieser Bebauung belassen wird), sodaß eine rasche Abwicklung der Baugenehmigung (ohne Ausnahmeregelungen) gewährleistet ist. Es wurde im Entwurf davon ausgegangen, daß die Erschließung zukünftig über die Wiegelestraße erfolgen wird. Zu dieser Straße wird ein großzügiger gärtnerisch gestalteter Vorplatz geschaffen. Da längerfristig – entsprechend den Bebauungsbestimmungen – zu erwarten ist, daß die Straßenfront der Nachbargrundstücke geschlossen bebaut wird, verschafft dieser grüne Hof dem Neubau besondere Bedeutung. Die an die Lieferstraße gerückten PKW-Stellplätze schaffen eine freie Front zur Wiegelestraße und ermöglichen gleichzeitig einen rein fußläufigen Zugang.
Die Architektur
Der Neubau wurde als Kommunikator zur Öffentlichkeit entworfen: Modernität, Komfort, Effizienz, Energiebewußtsein, Offenheit, Flexibilität, technische Kompetenz und Souveränität in der Steuerungstechnik können direkt dargestellt werden. Die Aufständerung des Gebäudes steht für Offenheit, die sich ständig (und den Tages- und Jahreszeiten entsprechend) verändernde Fassade für Flexibilität, Energiebewußtsein und technischen Fortschritt; die zur Wintersonne offene und zur Sommersonne geschlossene Verglasung für moderenes Energiemanagement, die sorgfältige Gestaltung des Grünraumbereiches und die Integration von Wasser, Pflanzen und Wind – ebenso wie die moderne Energienutzung – für den behutsamen Umgang mit der Natur. Der Zugang über die Grünfläche schafft für den Kunden Ruhe und Sammlung, ebenso wie das Erleben des Wassers. Der teilweise Durchblick in die Aula kann Neugier wecken. Das Durchschreiten des aufgeständerten Bürobaues läßt die – dem Eingang folgende Halle – besonders eindrucksvoll erleben: vom offenen Grünraum erfolgt der Übergang in einen weiteren taghellen, reich bepflanzten überdachten Raum, mit einem wesentlich komfortablen Klima. Diese Halle ist erster Informationspunkt und bietet die Möglichkeit zur Orientierung. Von hier erfolgt der Zugang zu den Büros oder den Schulungs- und Besprechungsräumen bzw. zu besonderen Informationspunkten (Schautafeln, Ausstellungsstücke, Testobjekte, Spielboxen etc.) innerhalb der großen Aula. Die Aula hat auch eine wichtige Funktion für die Mitarbeiter selbst: als Kontrastraum zur Arbeit im Büro, als „neutraler“ Begegnungsraum mit den Kunden, als Kommunikationsbereich und Sphäre der Rekreation. Die Büros selbst sind in Hinblick auf völlige Flexibilität und Anpassbarkeit entworfen. Die Schulungs- und Besprechungsräume bieten den höchsten Grad an „Abgeschlossenheit“, sind aber entsprechend ihrem kommunikativen Charakter auf der Ebene der Aula, im Erdgeschoß, untergebracht.
Die Organisation der Raumfunktionen
Die beidseitige Belichtung der Büros erlaubt eine relativ große Gebäudetiefe und damit eine optimale Flexibilität. Diese Flexibilität ist zusätzlich durch die Zugänglichkeit von beiden Seiten perfektioniert. Dadurch und durch zwei Lager von flexiblen Stellwänden und Türelementen ist jede – auch zukünftige – Büroorganisation gestaltbar. Die optische Abschirmung gegenüber den Erschließungsgängen erfolgt über Jalousien (bis zur Augenhöhe), die gleichzeitig als Lichtlenkelemente fungieren. Die akustische und thermische Trennung zum Gang geschieht durch Verglasung. Die Gangflächen – mit stärker schwankenden Temperaturbereichen – dienen zusätzlich als Puffer- und Energiegewinnzonen und sind wiederum mit Jalousien zur Außenwelt flexiblel. Die Schulungs- und Besprechungsräume sind – über Schiebeelemente – in Richtung Halle beliebig erweiterbar und werden durch ein „grünes Zimmer“ im Süden ergänzt (als Freiluft – Konferenz- oder Besprechungsraum). Ebenso können diese Räume – über die Wendeltreppe – in den Bürobereich erweitert werden, wo eine zeitweise Büronutzung der Konferenzräume möglich ist. Alt- und Neubau haben mit der Halle ein gemeinsames Dach, eine gemeinsame Erschließung über die Halle und sind zusätzlich im ersten Obergeschoß mit einer Kommunikationsbrücke (mit Kaffeehaustischen und Sitzmöglichkeiten) verbunden. Über diese Brücke wird auch der vorhandene Lift für den Neubau nutzbar. Erdgeschoß und Obergeschoß erhalten jeweils eigene Nebenräume wie Teeküche und WCs. In den außenliegenden südlichen und westlichen Teilen wird den sicherlich nicht unproblematischen Fassaden des Altbaues ein Grünfilter (Rankgerüst mit Pflanzen) vorgesetzt, um so nicht nur eine optische Verbesserung zu erreichen, sondern auch das sommerliche Überhitzungsproblem schon vor der Fassade zu reduzieren. Das Konzept des Neubaues zielt nicht nur auf interene Flexibilität, sondern auch auf Flexibilität für zukünftige Erweiterungen. Ohne technische Probleme wäre eine Aufstockung (2. OG) mit weiteren Büros möglich. Ein 3. OG ist – bei Hebung des Hallendaches um 1 Geschoß – ebenfalls unproblematisch. Ebenso ist ein späterer völliger Neubau an der Baufluchtlinie der Wiegelestraße denkbar, ohne die Nutzbarkeit der jetzigen Planung einzuschränken. Für diesen Fall sollte aber das Erdgeschoß dieser vorderen, geschlossenen (von Grundgrenze zu Grundgrenze durchgehenden) Bebauung frei bleiben (Aufständerung), um den Durchblick zu gewährleisten.