Innerhalb des „Sonnwendviertel Ost“ wurden 4 Grundstücke Wohngruppenprojekten zur Verfügung gestellt. „Bikes and Rails“ nutzte gemeinsam mit dem Architekturbüro Reinberg diese Gelegenheit um einen in vieler Hinsicht zukunftsfähigen Bau zu realisieren:
Städtebau:
In einem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren konnte die Bewohnergruppe gemeinsam mit dem Architekten besondere Angebote für die Belebung dieses innovativen, innerstädtischen neuen Stadtteils bieten: ein „Radfahrkaffee (mit Radwerkstatt) belebt den kleinen öffentlichen Platz vor dem Projekt. Ein mehrgeschossiger Wintergarten, der der Erschließung dient und vollständig verglast ist, trägt zusätzlich zur Belebung des Stadtteils bei.
Soziales:
Die Erschließung erfolgt über ein tageslichtbeleuchtetes, großzügiges Stiegenhaus. Die Bewohner nutzen den Wintergarten nicht nur zur weiteren Erschließung, sondern auch als Gemeinschaftsbereich (Cluster). Jede Wohnung hat hier eine „halbprivate“ Loggia. Im Erdgeschoss können das Radkaffee, der Gemeinschaftsraum und die Fahrradwerkstatt flexibel kombiniert und verwendet werden. Die Dachterrasse und der kleine Grünbereich im EG werden gemeinschaftlich gestaltet und genutzt. Die Hausverwaltung ist gemeinschaftlich organisiert.
Technik:
Der Wohnteil ist konstruktiv vollständig aus Holz gebaut (5 Geschosse, Holzständerwände und sichtbare Brettsperrholzdecken). Dieser Wohnteil ist auf ein betoniertes Erdgeschoß aufgesetzt und an die Betonkonstruktion des Wintergartens angehängt (Aussteifung). Die akustische und thermische Trennung zwischen Wintergarten und Wohnungen erfolgt über einen Isokorb. Um die Demontage zu ermöglichen erfolgte die horizontale akustische Trennung der Holzdecken über eine Schüttung und ohne Aufbeton.
Ökonomie:
Die Realisierung erfolgte innerhalb des engen finanziellen Rahmens der Wiener Wohnbauförderung. Das Projekt ist Teil und erstes Projekt des habiTAT – dem Mietshäusersyndikat in Österreich. Das habiTAT ist ein solidarischer Zusammenschluss von Hausprojektinitiativen in ganz Österreich mit dem Ziel, Immobilien vom Markt freizukaufen und selbstverwaltete und bezahlbare Räume zu sichern. In diesem Rahmen wurde über Direktkredite Geld eingesammelt (croudleaning) und es kann so auch Bewohnern, die über keine angesparten Mittel verfügen, den Bezug zu ermöglichen werden.
Energie/ Ökologie:
Der kompakte Baukörper entspricht dank der hohen Wärmedämmung und der Lüftungsanlage dem Passivhausstandard. Die Belüftung erfolgt über eine Lüftungsanlangen mit Wärmerückgewinnung, die Luftverteilung über zwei vertikale Schächte. Der Wintergarten ist nicht beheizt, seine Masse kann die Sonnenwärme des Winters und die Nachtkühle des Sommers gut speichern. Die äußere Glaswand ist über die gesamte Länge mit doppelt verglasten Schiebefenstern ausgestattet. Automatisch öffnende Türen des Wintergartens, die gemeinsam mit einer Lüftungsöffnung am Dach des Stiegenhauses gesteuert sind, sorgen für sommerlichen Überhitzungsschutz. Der Heiz- und Warmwasserbedarf wird aus dem Netz der Wiener Fernwärme gedeckt. Die monokristalline Photovoltaik-Anlage umfasst 39 m² (6,1 kWp) und dient auch der Beschattung. Die Produktion betrug von 1.1.2021 bis Ende 7.2021: 3.839 KWh. Der Eigenverbrauch lag 2020 bei etwas mehr als 70% Das Regenwasser wird teilweise am Dach gesammelt und gänzlich vor Ort versickert. Es wurden für das Projekt ca. 370m² Brett- Sperr-Holz verbaut, des Weiteren kommen noch ca. 45m³ KVH , BSH ca. 10m³,ca. 500 m² Fassadenschalung Lärchen Rhombus und 2,75m³ Baubuche.
Mobilität:
Das Projekt ist in das Mobilitätskonzept des Stadtteils eingebunden. Es gibt eine große Fahrradgarage (mit Ladestationen) und keine PKW-Stellplätze. Den Bewohnern stehen 2 Lastenräder zur Verfügung. U- Bahn, eine Straßen Bahnstation und der Hauptbahnhof liegen in Gehwegedistanz.
Pro: Holz Austria https://www.proholz.at/holzbauten/architektur/bikes-and-rails– Bikes & Rails
„Bikes and Rails“ hat beim Wiener Wohnbaupreis 2024 den Anerkennungspreis Bester Wohnbau erhalten.